Nur wer sich kennt, kann sich verstehen. Persönliche Begegnungen zwischen Menschen aus den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz sind unerlässlich für die gegenseitige Verständigung und werden von der Oertli-Stiftung in ihrem Jubiläumsjahr mit drei Kulturprojekten zur Mehrsprachigkeit gefördert. In Rapperswil-Jona, Sagliains, Faido, Sion-Sierre, Nyon und Biel entstehen Installationen des Grafikdesigners Ruedi Baur im öffentlichen Raum. Im Herbst erscheint ein Buch mit Texten von Jugendlichen unter dem viersprachigen Titel: „E ti, come sprichst du suisse?“, welches zusätzlich eine CD mit Hörstücken von Komponisten aus den vier Sprachregionen der Schweiz enthält.
Die 1967 vom Zürcher Industriellen Walter Oertli gegründete Walter und Ambrosina Oertli-Stiftung, welche die gegenseitige Verständigung zwischen der alemannischen, der welschen, der rätoromanischen und der italienischen Schweiz fördert, begeht in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Um ihr Jubiläum zu feiern, will die Stiftung in der ganzen Schweiz auf die Notwendigkeit stetigen Austauschs zwischen den Sprachregionen hinweisen und hat deshalb drei Projekte zum Thema mehrsprachige Schweiz angestossen.
Unter dem Titel „Reisen zwischen den Sprachen“ gestaltet der international tätige Grafikdesigner Ruedi Baur mit civic city und in Zusammenarbeit mit sechs ausgewählten Orten Installationen im öffentlichen Raum, welche zwischen April und Oktober 2017 zu sehen sind, und auf die Vielfalt der Sprachen aufmerksam machen sollen. An jedem der sechs Orte wird zudem ein Jubiläumspreis verliehen. In Nyon erhielt die „Association Le Lieu-dit“ die Auszeichnung für ihr Engagement für das gegenseitige Verständnis zwischen Menschen verschiedener Sprachen und Kulturen. In Biel haben Schülerinnen und Schüler zusammen mit Karelle Ménine (civic city) Texte erarbeitet, welche nun die Alte Howald-Fabrik schmücken. Der Preis ging ans „QuartierInfo Mett„, als Anerkennung und zur Förderung des Engagements für das Zusammenleben verschiedener Kulturen in der mehrsprachigen Schweiz. In Rapperswil-Jona (SG) finden die Aktivitäten im Rahmen des Zehn-Jahre-Fusionsfests zwischen den beiden Städten auf über 60 Stadtbänken und unter der Textregie des Schriftstellers André Vladimir Heiz statt. Der Oertli-Jubiläumspreis geht an „Aux arts etc.„, welche frankophone Veranstaltungen im Raum Zürich auf ihrer Plattform zugänglich macht.
In Faido (TI) wurde die Idee in Zusammenarbeit mit der Schule und der Gemeinde umgesetzt. Der Jubiläumspreis ging an das Festival „Airolo in Transizione„. Zwischen Sitten und Siders im Wallis findet der sprachliche Brückenschlag auf mehreren talquerenden Brücken statt. Der zweisprachige Kanal9 / Canal9 erhielt die Auszeichnung für seine Sendung „Walliwood„. In Sagliains, der Engadiner Einfahrt zum Vereinatunnel, stellte die Rhätische Bahn dem Projekt Betonpfeiler zur Beschriftung zur Verfügung. Der Preis ging an „A Sent be rumantsch„.
Der Verein „Zuhören Schweiz“ in Basel hat zudem zum Jubiläum der Stiftung Hörstücke von vier Schweizer Komponisten aus den vier Landesteilen produziert, mit denen die Tonalität der einzelnen Sprachregionen erfasst werden soll. Die entsprechende CD mit dem Titel „SpraCHklang“ ist als Zugabe zum viersprachigen Buch: „E ti, come sprichst du suisse?“ am 21. August im Verlag hier + jetzt, Baden erschienen. Das Buch umfasst neben einer Beschreibung der andern Jubiläumsprojekte schwergewichtig Texte von Jugendlichen zwischen 16 und 21 Jahren zum Thema viersprachige Schweiz. Entstanden sind diese Texte – zum Teil in Prosa und zum Teil in der Versform des Poetry Slam – in Zusammenarbeit mit dem Schreibwettbewerb Linguissimo des Forums Helveticum in Lenzburg. Die Texte liefern erstaunliche Facetten des Blicks junger Menschen auf die kleinräumige und mehrsprachige Schweiz.
Im Laufe des Jahres wird die Stiftung immer wieder mit ihren Anliegen an die Öffentlichkeit treten und ihr Jubiläum mit einer zentralen Veranstaltung am 14. September 2017 in Bern feiern.
Die vor 50 Jahren gegründete Oertli-Stiftung entstand aus der Erkenntnis heraus, dass das Zusammenleben zwischen den Sprachregionen aktiv gefördert werden muss. Die Aufgabe ist nach wie vor aktuell. Ende 2014 lebten Menschen aus 195 Ländern in der Schweiz. Das Verstehen und die Integration werden immer noch über die vier Landessprachen geleistet. Sich zuhören, sich besser kennen lernen, sich verstehen – das will die Oertli-Stiftung weiterhin fördern.
Medienmitteilungen
- NZZ 2016 Marco Baschera: Die Schweiz ist keine globale Firma
- NZZ 2016 Christophe Büchi: Vive le français!
- NZZ 2014 Marco Baschera: Vernunftehe
- EDK-Medienmitteilung 2015 zur Nidwaldner Abstimmung
- EDK-Medienmitteilung 2014: Sprachenstrategie
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